FAQ CISM
Seit fast 30 Jahren unterstützt die Stiftung Mayday im Rahmen ihres Peer-Support-Programms CISM (Critical Incident Stress Management) Flugbesatzungen, die von belastenden Vor- oder Unfällen betroffen sind. Speziell geschulte Berufs- und Privatpiloten, Notärzte, Flugbegleiter, Rettungssanitäter und Psychologen sind ehrenamtlich im Namen der Stiftung dafür rund um die Uhr in Bereitschaft. Eine intensive Zusammenarbeit und der Erfahrungs- und Informationsaustausch mit internationalen CISM-Teams sorgen für eine weltweite Vernetzung und Versorgung. Wir möchten hier auf Fragen, die im Zusammenhang mit unserer CISM-Tätigkeit immer wieder gestellt werden, eingehen.
Wer ist ein Peer?
Was heißt CISM?
Was ist das besondere Merkmal von CISM-Betreuungen im Rahmen der Peer Support Programme?
Unter CISM-Betreuungen verstehen wir alle Maßnahmen, die wir als Stiftung Mayday unmittelbar nach einem Ereignis ergreifen. Sie werden in aller Regel von Peers als „Erste Hilfe“ durchgeführt und bedürfen in fast allen Fällen (99,2%) maximal 3 Interventionen. Sollte ausnahmsweise (in 0,8% der Fälle) ein größerer Bedarf bestehen, übergeben die CISM-Peers den Betroffenen an unsere sonstigen Peer Support Programme, die im Zweifel selbst eine langjährige Betreuung ermöglichen können.
Das Besondere an CISM-Betreuungen ist, dass sie schnell erfolgen, weniger Interventionen bedürfen und extrem erfolgreich sind.
Welches sind die Hauptmerkmale solcher „Critical Incidents“?
Welche Art „kritischer Vorfälle“ führen zur Aktivierung eines CISM-Teams?
Was passiert, wenn sich jemand nach einem „Critical Incident“ über unser Kontaktformular oder bei der CISM-Hotline meldet?
Was geschieht, wenn man für jemand anderen das CISM-Team alarmiert?
Warum muss man manchmal etwas länger auf den Rückruf warten?
Sind maximal 6 Stunden nicht zu lang?
Welche CISM-Maßnahmen können ergriffen werden?
- Kurzunterrichtung („Teaching“)
- Einzelgespräche („SAFER-R“), telefonisch oder persönlich
- Operationelles Debriefing („Ops Debriefing“)
- Kurzintervention („Defusing“)
- Krisenmanagementbriefing („CMB-CrisesManagementBriefing“)
- Einsatznachbesprechung („Demobilisation“)
- Intensivintervention („CIS-Debriefing“)
- Familien-CISM
- Weiterleitung („Referral“)
Was ist der Unterschied zwischen einem „Operationellen Debriefing“ und einem „CIS-Debriefing“?
- Ein „Operationelles Debriefing“ wird direkt nach einem Ereignis durch die betroffene Besatzung selbst durchgeführt, ist zeitlich kurz (15-30 Min.), inhaltlich auf die Schilderung der Fakten und Wahrnehmungen beschränkt und dient der Klärung, ob weiterer CISM-Bedarf besteht.
- Ein „CIS-Debriefing“ findet i.d.R. erst ab 72 Stunden nach dem Ereignis statt, wird von geschulten CISM-Team-Mitgliedern, die nicht zur Besatzung gehören, durchgeführt, ist zeitlich aufwändig (ca. 1,5 bis 4 Stunden), befasst sich inhaltlich neben den Fakten und Wahrnehmungen auch mit den individuellen Reaktionen auf das Ereignis und zeigt individuelle Maßnahmen zur Aktivierung und Stärkung der Selbstheilkräfte auf.
Welche CISM-Maßnahmen kann ein betroffenes CISM-geschultes Besatzungsmitglied selbst durchführen?
Nur ein „Operationelles Debriefing“ innerhalb der eigenen Besatzung.
Hilfreich ist immer eine Vermittlung von Informationen über Downloads/Hinweise auf der Homepage der Stiftung Mayday und Verfahrensfragen. Z.B. kann das Handout über Belastungsreaktionen verteilt resp. darauf hingewiesen und Fragen dazu erläutert werden.
Werden CISM-Teams auf Standby gehalten, evtl. an bestimmten Flughäfen oder Flugplätzen?
Welche Besatzungen werden am Flughafen empfangen?
Daher ist ein „Operationelles Debriefing“ innerhalb der Besatzung umso wichtiger.
Wer wird über CISM-Maßnahmen informiert?
Wann tritt ein CISM-Koordinator mit der Fluggesellschaft in Kontakt?
Bei der Kontaktaufnahme durch ein einzelnes Besatzungsmitglied wird keinerlei Information weitergegeben. Selbst die Tatsache der Kontaktaufnahme unterliegt der Schweigepflicht.
Wer erhält Feedback über die CISM-Arbeit?
Wie ist es mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen aus einer CISM-Betreuung?
Wann wird man vom CISM-Team krankgeschrieben?
Welcher juristische Anspruch besteht auf CISM?
Für AOCs war es durch die neuen Regelungen und aus Compliance- und Haftungsgründen unumgänglich, Partner zu finden, die dazu Verträge abschließen können. Als eine gemeinnützige Freiwilligen-Organisation konnte dies nicht die Stiftung Mayday sein.
Daher ist aus dem Kreis der Stiftung Mayday heraus die HF Human Factor GmbH als unabhängige Kooperationspartnerin gegründet worden, die sämtliche Verträge bzgl. Peer Support Programmen mit AOCs abwickelt. HF Human Factor GmbH und Stiftung Mayday ergänzen sich seitdem organisatorisch und personell bei den Betreuungen in allen Luftfahrtbereichen.
Was wird gemacht, wenn im Ausland etwas passiert ist?
Gibt es ein nationales und/oder internationales CISM-Netzwerk?
Sie werden oft anders benannt: Kriseninterventions(KIT)-Teams, Stressbewältigung nach belastenden Ereignissen(SbE)-Teams, auch Notfallseelsorge-Teams. Wir arbeiten bei übergreifenden Ereignissen selbstverständlich mit ihnen in enger Absprache zusammen.
International sind wir u.a. über die ICISF-International Critical Incident Foundation, die CISM-Teams von Fluggesellschaften und/oder anderer Organisationen (z.B. TWU-Transport Workers Union, ALPA-Air Line Pilots Association, IAOPA-International Council of Aircraft Owners and Pilots Association, SETP-Society of Experimental Test Pilots) vernetzt.
Werden nur Besatzungen von Fluggesellschaften betreut?
Werden auch Nichtmitglieder der Stiftung Mayday betreut?
Ja
Wird man auch mit nichtdeutschem Pass betreut?
Was passiert mit den persönlichen Daten?
Wird bei Bedarf auch langfristig betreut?
Ja. Allerdings leistet die Stiftung grundsätzlich im Bereich CISM nur eine relativ kurze Zeit „Erste Hilfe“. Die Mitglieder der CISM-Teams sind genau darauf vorbereitet und geschult. Sie schaffen es damit, den Anteil der nach kritischen Vorfällen erfahrungsgemäß langfristig Erkrankenden um 80% (von 4% auf 0,8%) zu reduzieren!
Die verbleibenden 0,8%, die einer Therapie bedürfen, werden an Spezialisten vermittelt, die ihnen helfen, möglichst schnell ihre fliegerische Tätigkeit wieder aufnehmen zu können oder entsprechende Alternativen zu ergreifen.
Was ist, wenn ein Vorfall lange zurück liegt?
Wie oft wird das CISM-Team im Jahr aktiv?
Im Durchschnitt dreihundert Mal, d.h. sechsmal pro Woche wird das CISM-Team derzeit gerufen.
Was kostet ein Anruf?
Was kostet mich eine CISM-Betreuung?
Kosten für CISM-Betreuungen, die für Angehörige von beteiligten Flugbetrieben durchgeführt werden, werden von den Airlines (AOCs) getragen.
Wer finanziert die CISM-Arbeit?
Im Bereich der Fluggesellschaften (AOCs) wird die Betreuungsarbeit durch diese selbst über die HF Human Factor GmbH finanziert. Sie war aus dem Kreis der Stiftung Mayday heraus als unabhängige Kooperationspartnerin gegründet worden, um sämtliche Verträge bzgl. Peer Support Programmen mit AOCs abzuwickeln. Organisatorisch und personell ergänzen sich beide Organisationen bei der Betreuungsarbeit.
Woher kommen die Mitarbeiter, wie werden sie ausgewählt?
Welche Ausbildung haben die Mitarbeiter?
Was kostet die Ausbildung bei der Stiftung Mayday?
Auf dem „freien Markt“ bietet die Stiftung Mayday keine Ausbildungen an, vermittelt jedoch erfahrene, ICISF-lizensierte Lehrer, die auf eigene Rechnung ausbilden.
An wen kann ich mich wenden, wenn ich Fragen habe?
Generell an die Stiftung Mayday.
Email: info@Stiftung-Mayday.de
Telefon: an die Geschäftsstelle zu normalen deutschen Bürozeiten.
Bei Fragen zu CISM wenden sie sich an einen CISM-Koordinator über unser Kontaktformular oder eine der beiden 24/7-Hotlines: +49(0)700 7700 7703 oder +800 7700 7703